Er, der Sohn, besucht jeden Sonntag seine Mutter im Pflegeheim. Er hilft seiner Mutter beim Anziehen, er füttert sie und er unterhält sich mit ihr über die immer gleichen Dinge: dass Tante Ursel Tabletten bekommen hat und sie nicht, dass wildfremde Leute zu Besuch kommen und so tun, als würde man sich kennen. Das Besondere an diesem Dialog für einen Schauspieler ist, dass er sich selbst und die Mutter spielt, in feinen, sensiblen Brüchen und mit großer Liebe und Ehrfurcht vor der Frau, die am Ende ihres Lebens nur noch von Begegnung zu Begegnung lebt und in ihrem Sohn den Halt für ihren verwirrten Geist sucht. Und dann wird der allwöchentliche Spaziergang hinaus in den Garten für sie zu einer abenteuerlichen Expedition. Die Wunder der Welt: „Alles ist so schön“, sagt die kindlich gewordene Mutter staunend – längst haben die beiden die Rollen getauscht.
Joop Admiraal wurde 1937 in den Niederlanden geboren. Er arbeitete als Schauspieler an der De Nederlandse Comedie und der renommierten Avantgardebühne Het Werkteater. Für sein Stück „Du bist meine Mutter“ erhielt er den Prix Loui-d’Or und den Adolf-Grimme-Preis.